Kleine Vespa auf grosser Tour

Was macht man, wenn man einen freien Montag hat und draussen die Sonne scheint? Richtig, man schläft erstmal aus, holt eines seiner Töff aus der Garage und geht dann auf grosse Tour. Meine Wahl fiel heute auf Bella, meine Vespa PX125. Eine wirklich grosse Ausfahrt mit richtigen Pässen hatte ich mit ihr bisher noch nicht unternommen. Also bot sich das heute geradezu an. Um 10 Uhr tuckere ich also aus der Tiefgarage und hinterlasse einen leichten weissen Nebel in der selbigen. Ein Zweitakter der beim Starten nicht qualmt, ist kein Zweitakter. Eigentlich ein Wunder, dass noch nie der Abgasalarm in der Garage losgegangen ist. Zumindest nicht wegen mir. Mein erstes Ziel ist der Brünigpass, den ich nach gut einer Stunde erreiche. Weiter geht es nun wieder abwärts nach Meiringen und Innertkirchen, wo ich rechts in Richtung Grimselpass abbiege. Anfangs läuft es noch sehr gut. Doch schon bald habe ich die ersten Sonntagsfahrer vor mir, die es gestern wohl nicht mehr nach Hause geschafft haben. Wenn eine 125er Vespa bergauf von einem Auto ausgebremst wird, ist einiges im Argen. Der hätte vielleicht doch den längeren aber für ihn sicheren Weg über die Autobahn nehmen sollen. Dieses Phänomen wird mich auch den ganzen Tag lang noch verfolgen. Ja nu, kann man halt nichts machen. Zum Überholen fehlt mir die Leistung, zum Hinterherschleichen die Nerven. Somit lege ich halt immer wieder einen Fotostopp ein, wenn mir das Rumgebummel doch zu blöd wird. Es ist zwar schön, gemütlich und entschleunigt unterwegs zu sein. Das heisst aber nicht, dass ich mir von anderen ein Schleichtempo aufzwingen lasse. Irgendwann und zahlreiche Fotos später komme ich dann oben auf dem Pass an. Nochmal ein kurzer Fotostopp und weiter geht es den Grimsel wieder runter. Jetzt heisst es genug Schwung holen, damit ich zügig den Furkapass hoch komme. Der Schwung hat leider nicht weit gereicht und Bella kämpft sich bald Serpentine um Serpentine den Furka hinauf. Hab ja schon ein bisschen Mitleid mit ihr. Aber da muss sie jetzt durch. Was mir so auch noch nicht wirklich bewusst war, ist, dass so ein Töff mit zunehmender Höhe leichte Atemprobleme bekommen kann. So ab 2000m ist von den ursprünglich 9 PS nicht mehr viel übrig und auch die Leerlaufdrehzahl geht deutlich runter, sodass mir die Kleine bei jedem Stopp fast aus geht. Ok, bin ich halt noch etwas entschleunigter unterwegs. Macht nichts, hab ich noch mehr Zeit, die schöne Landschaft zu geniessen. Und landschaftlich sind die grossen Pässe hier definitiv ein Traum. Gegen 13 Uhr stehe ich auf dem Furkapass und gönne mir am Imbiss erstmal eine Bratwurst. Ist genau das Richtige nach der Schufterei. Bergab habe ich meist freie Fahrt und lasse mich ab und an dazu verleiten die langsamen Autos vor mir zu überholen. Da ich gut vorangekommen bin und es mir richtig Spass macht, biege ich in Wassen links ab und nehme auch noch den Sustenpass unter die Räder. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Warum also nicht die drei grossen Pässe abfahren? Auch am Susten hat Bella mit der Luft zu kämpfen und so hat sie sich oben eine kurze Pause durchaus verdient. Aber nur für ein oder zwei Fotos. Das muss genügen. Mit ordentlich Schwung geht es nun hinunter nach Innertkirchen und später wieder den Brünig hinauf. Da alles so gut geklappt hat, mute ich meiner Vespa auch noch den Glaubenbergpass zu. Den kennt sie aber schon und schnauft ihn ohne mit der Wimper zu zucken nach oben. Um kurz nach 18 Uhr, also pünktlich zum Abendessen, steht Bella wieder in der Garage und kann sich jetzt erstmal ein paar Tage erholen. Das hat sie sich definitiv verdient. Jetzt habe ich allerdings nur das Problem, dass dee Kühlschrank mal wieder leer ist und die Läden bereits geschlossen haben. Da werde ich den Tag wohl entspannt in einer unserer Dorfbeizen ausklingen lassen. Trotz der vierrädrigen Bremsen war es eine gelungene Töfftour. Es muss nicht immer im Höchsttempo die Pässe hoch und runter gehen. Nein, auch gemütlich und mit einem kleinen schwachen Motorrad oder Roller kann das durchaus richtig Spass machen.